Direkt zu den Inhalten springen

Mit dem Mikroskop 380 Millionen Jahre zurückschauen und so den Rohstoffvorrat für die Zukunft sichern

THGA-Doktorandin Leanne Schmitt erhält Beate-Mocek-Preis der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft. Für das Preisgeld in Höhe von 1.000 € hat die Lagerstättenkundlerin bereits konkrete Pläne.

Leanne Schmitt, Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Wissenschaftsbereich Georessourcen und Verfahrenstechnik der THGA, wurde jüngst auf der Mitgliederversammlung der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft (DMG) mit dem Beate-Mocek-Preis ausgezeichnet. Der Preis dient der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Mineralogie und wird jährlich an ein weibliches DMG-Mitglied vergeben.
Für das Preisgeld in Höhe von 1.000 € hat die Lagerstättenkundlerin bereits konkrete Pläne: Leanne Schmitt will mittels hochauflösender Mikroskopie Strukturen von Mineralien ergründen, deren Entstehung rund 380 Millionen Jahre zurückliegt.
Was sehr theoretisch kling, hat einen extrem praktischen und wirtschaftlichen Nutzen, denn ihre Forschung könnte unter anderem dazu dienen, weltweit neue Lagerstätten des Rohstoffs Eisenerz zu finden. Eisenerz wird hauptsächlich in der Stahlproduktion verwendet und spielt somit eine zentrale Rolle in unterschiedlichen globalen Produktionskreisläufen.
Leanne Schmitt, die zugleich auch als Lehrkraft an der THGA tätig ist, befasst sich in ihrer Doktorarbeit mit deutschen Eisenerzen des Lahn-Dill-Typs. Dort hatten Erze bis in die 80er Jahre eine große Bedeutung. Als die letzte Grube 1983 aus wirtschaftlichen Gründen schließen musste, verlor auch die Wissenschaft das Interesse an dem Rohstoff dieses Typs. „An diesen Erzen hat seit über 30 Jahren keiner mehr geforscht. Das ist sehr reizvoll, weil ich mit der modernen Analytik nun Sachen sehe, die vorher noch nie beschrieben wurden“, erklärt Leanne Schmitt begeistert.
Wie man aus der damaligen Forschung weiß, haben sich die Erze vor ca. 380 Millionen Jahren am Meeresboden als eisenreicher Schlamm gebildet. Sie bestehen aus den Mineralen Hämatit und Quarz und untergeordnet aus Magnetit und Siderit. Im Rahmen ihrer eigenen Forschung hat Schmitt bereits herausgefunden, dass sich diese Erze zunächst nicht als Hämatit und Quarz gebildet haben, sondern aus anderen Mineralen, sog. Vorläufer-Mineralen, entstanden sind. Ihr großes Ziel ist, herauszufinden, welche Minerale das waren.  
Zur Lösung dieser Frage muss sie mittels hochauflösender Mikroskopie in die Nano-Strukturen der Minerale, also bis auf ein Milliardstel Meter genau, schauen. Um diese sehr teuren sog. Transmissionselektronenmikroskope, die es nur in wenigen speziellen Laboren gibt, nutzen zu können, nutzt die THGA-Doktorandin das Preisgeld.
„Meine Hoffnung ist es, Hinweise auf die Strukturen der Eisenerze und auf die potenziellen Vorläufer-Minerale vor 380 Millionen Jahren zu erhalten, denn das hat nicht nur Auswirkungen auf die Frage, wie die Erze entstanden sind, sondern auch auf die Bedeutung für die Rekonstruktion von Meeresbedingungen in dieser Zeit. Darüber hinaus können wir hoffentlich einen Beitrag zur Frage leisten, wie die heute weltweit wichtigsten Eisenerze, die noch viel älter sind als die Lahn-Dill-Erze, entstanden sind“, erläutert Leanne Schmitt.
Diese Erkenntnisse könnten Forscherinnen und Forscher auf der ganzen Welt nutzen, um zu ergründen, ob in anderen Ländern tatsächlich dieselben Erztypen vorliegen und so langfristig neue Lagerstätten erschließen.
Leanne Schmitt wird von THGA-Professor Dr. Thomas Kirnbauer und Frau Professorin Dr. Sabine Klein vom Deutschen Bergbau-Museum Bochum (DBM) als Doktorandin betreut. Als dritter externer Betreuer fungiert Dr. Thomas Angerer von der Universität Innsbruck. Das Betreuerteam steht einerseits für die gelebte erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen THGA und DBM unter dem gemeinsamen Dach der DMT-LB. Andererseits belegt es aber auch eine gelungene internationale Kooperation, die das Ziel verfolgt, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf der ganzen Welt von Leanne Schmitts Erkenntnissen profitieren zu lassen.  

Redaktion: Martina Kiphardt

Bildcredits: THGA